en, d?rfte meine Angelegenheit beendet sein. Ich bin der Ansicht, da? es am besten ist, ?ber die Berechtigung oder Nichtberechtigung Ihres Vorgehens nicht mehr nachzudenken und der Sache durch einen gegenseitigen H?ndedruck einen vers?hnlichen Abschlu? zu geben. Wenn auch Sie meiner Ansicht sind, dann bitte –« und er trat an den Tisch des Aufsehers hin und reichte ihm die Hand. Der Aufseher hob die Augen, nagte an den Lippen und sah auf K.s ausgestreckte Hand; noch immer glaubte K., der Aufseher werde einschlagen. Dieser aber stand auf, nahm einen harten, runden Hut, der auf Fr?ulein B?rstners Bett lag, und setzte sich ihn vorsichtig mit beiden H?nden auf, wie man es bei der Anprobe neuer H?te tut. »Wie einfach Ihnen alles scheint!« sagte er dabei zu K., »wir sollten der Sache einen vers?hnlichen Abschlu? geben, meinten Sie? Nein, nein, das geht wirklich nicht. Womit ich andererseits durchaus nicht sagen will, da? Sie verzweifeln sollen. Nein, warum denn? Sie sind nur verhaftet, nichts weiter. Das hatte ich Ihnen mitzuteilen, habe es getan und habe auch gesehen, wie Sie es aufgenommen haben. Damit ist es f?r heute genug und wir k?nnen uns verabschieden, allerdings nur vorl?ufig. Sie werden wohl jetzt in die Bank gehen wollen?« »In die Bank?« fragte K., »ich dachte, ich w?re verhaftet.« K. fragte mit einem gewissen Trotz, denn obwohl sein Handschlag nicht angenommen worden war, f?hlte er sich, insbesondere seitdem der Aufseher aufgestanden war, immer unabh?ngiger von allen diesen Leuten. Er spielte mit ihnen. Er hatte die Absicht, falls sie weggehen sollten, bis zum Haustor nachzulaufen und ihnen seine Verhaftung anzubieten. Darum wiederholte er auch: »Wie kann ich denn in die Bank gehen, da ich verhaftet bin?« »Ach so«, sagte der Aufseher, der schon bei der T?r war, »Sie haben mich mi?verstanden. Sie sind verhaftet, gewi?, aber das soll Sie nicht hindern, Ihren Beruf zu erf?llen. Sie sollen auch in Ihrer gew?hnlichen Lebensweise nicht gehindert sein.« »Dann ist das Verhaftetsein nicht sehr schlimm«, sagte K. und ging nahe an den Aufseher heran. »Ich meinte es niemals anders«, sagte dieser. »Es scheint aber dann nicht einmal die Mitteilung der Verhaftung sehr notwendig gewesen zu sein«, sagte K. und ging noch n?her. Auch die anderen hatten sich gen?hert. Alle waren jetzt auf einem engen Raum bei der T?r versammelt. »Es war meine Pflicht«, sagte der Aufseher. »Eine dumme Pflicht«, sagte K. unnachgiebig. »Mag sein«, antwortete der Aufseher, »aber wir wollen mit solchen Reden nicht unsere Zeit verlieren. Ich hatte angenommen, da? Sie in die Bank gehen wollen. Da Sie auf alle Worte aufpassen, f?ge ich hinzu: ich zwinge Sie nicht, in die Bank zu gehen, ich hatte nur angenommen, da? Sie es wollen. Und um Ihnen das zu erleichtern und Ihre Ankunft in der Bank m?glichst unauff?llig zu machen, habe ich diese drei Herren, Ihre Kollegen, hier zu Ihrer Verf?gung gestellt.« »Wie?« rief K. und staunte die drei an. Diese so uncharakteristischen, blutarmen, jungen Leute, die er immer noch nur als Gruppe bei den Photographien in der Erinnerung hatte, waren tats?chlich Beamte aus seiner Bank, nicht Kollegen, das war zu viel gesagt und bewies eine L?cke in der Allwissenheit des Aufsehers, aber untergeordnete Beamte aus der Bank waren es allerdings. Wie hatte K. das ?bersehen k?nnen? Wie hatte er doch hingenommen sein m?ssen von dem Aufseher und den W?chtern, um diese drei nicht zu erkennen! Den steifen, die H?nde schwingenden Rabensteiner, den blonden Kullich mit den tiefliegenden Augen und Kaminer mit dem unausstehlichen, durch eine chronische Muskelzerrung bewirkten L?cheln. »Guten Morgen«, sagte K. nach einem Weilchen und reichte den sich korrekt verbeugenden Herren die Hand. »Ich habe Sie gar nicht erkannt. Nun werden wir also an die Arbeit gehen, nicht?« Die Herren nickten lachend und eifrig, als h?tten sie die ganze Zeit ?ber darauf gewartet, nur als K. seinen Hut vermi?te, der in seinem Zimmer liegengeblieben war, liefen sie s?mtlich hintereinander, ihn holen, was immerhin auf eine gewisse Verlegenheit schlie?en lie?. K. stand still und sah ihnen durch die zwei offenen T?ren nach, der letzte war nat?rlich der gleichg?ltige Rabensteiner, der blo? einen eleganten Trab angeschlagen hatte. Kaminer ?berreichte den Hut, und K. mu?te sich, wie dies ?brigens auch ?fters in der Bank n?tig war, ausdr?cklich sagen, da? Kaminers L?cheln nicht Absicht war, ja da? er ?berhaupt absichtlich nicht l?cheln konnte. Im Vorzimmer ?ffnete dann Frau Grubach, die gar nicht sehr schuldbewu?t aussah, der ganzen Gesellschaft die Wohnungst?r, und K. sah, wie so oft, auf ihr Sch?rzenband nieder, das so unn?tig tief in ihren m?chtigen Leib einschnitt. Unten entschlo? sich K., die Uhr in der Hand, ein Automobil zu nehmen, um die schon halbst?ndige Versp?tung nicht unn?tig zu vergr??ern. Kaminer lief zur Ecke, um den Wagen zu holen, die zwei anderen versuchten offensichtlich, K. zu zerstreuen, als pl?tzlich Kullich auf das gegen?berliegende Haustor zeigte, in dem eben der gro?e Mann mit dem blonden Spitzbart erschien und, im ersten Augenblick ein wenig verlegen dar?ber, da? er sich jetzt in seiner ganzen Gr??e zeigte, zur Wand zur?cktrat und sich anlehnte. Die Alten waren wohl noch auf der Treppe. K. ?rgerte sich ?ber Kullich, da? dieser auf den Mann aufmerksam machte, den er selbst schon fr?her gesehen, ja den er sogar erwartet hatte. »Schauen Sie nicht hin!« stie? er hervor, ohne zu bemerken, wie auffallend eine solche Redeweise gegen?ber selbst?ndigen M?nnern war. Es war aber auch keine Erkl?rung n?tig, denn gerade kam das Automobil, man setzte sich und fuhr los. Da erinnerte sich K., da? er das Weggehen des Aufsehers und der W?chter gar nicht bemerkt hatte, der Aufseher hatte ihm die drei Beamten verdeckt und nun wieder die Beamten den Aufseher. Viel Geistesgegenwart bewies das nicht, und K. nahm sich vor, sich in dieser Hinsicht genauer zu beobachten. Doch drehte er sich noch unwillk?rlich um und beugte sich ?ber das Hinterdeck des Automobils vor, um m?glicherweise den Aufseher und die W?chter noch zu sehen. Aber gleich wendete er sich wieder zur?ck und lehnte sich bequem in die Wagenecke, ohne auch nur den Versuch gemacht zu haben, jemanden zu suchen. Obwohl es nicht den Anschein hatte, h?tte er gerade jetzt Zuspruch n?tig gehabt, aber nun schienen die Herren erm?det, Rabensteiner sah rechts aus dem Wagen, Kullich links, und nur Kaminer stand mit seinem Grinsen zur Verf?gung, ?ber das einen Spa? zu machen leider die Menschlichkeit verbot.
In diesem Fr?hjahr pflegte K. die Abende in der Weise zu verbringen, da? er nach der Arbeit, wenn dies noch m?glich war – er sa? meistens bis neun Uhr im B?ro –, einen kleinen Spaziergang allein oder mit Beamten machte und dann in eine Bierstube ging, wo er an einem Stammtisch mit meist ?lteren Herren gew?hnlich bis elf Uhr beisammensa?. Es gab aber auch Ausnahmen von dieser Einteilung, wenn K. zum Beispiel vom Bankdirektor, der seine Arbeitskraft und Vertrauensw?rdigkeit sehr sch?tzte, zu einer Autofahrt oder zu einem Abendessen in seiner Villa eingeladen wurde. Au?erdem ging K. einmal in der Woche zu einem M?dchen namens Elsa, die w?hrend der Nacht bis in den sp?ten Morgen als Kellnerin in einer Weinstube bediente und w?hrend des Tages nur vom Bett aus Besuche empfing.
An diesem Abend aber – der Tag war unter angestrengter Arbeit und vielen ehrenden und freundschaftlichen Geburtstagsw?nschen schnell verlaufen – wollte K. sofort nach Hause gehen. In allen kleinen Pausen der Tagesarbeit hatte er daran gedacht; ohne genau zu wissen, was er meinte, schien es ihm, als ob durch die Vorf?lle des Morgens eine gro?e Unordnung in der ganzen Wohnung der Frau Grubach verursacht worden sei und da? gerade er n?tig sei, um die Ordnung wiederherzustellen. War aber einmal diese Ordnung hergestellt, dann war jede Spur jener Vorf?lle ausgel?scht und alles nahm seinen alten Gang wieder auf. Insbesondere von den drei Beamten war nichts zu bef?rchten, sie waren wieder in die gro?e Beamtenschaft der Bank versenkt, es war keine Ver?nderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie ?fters einzeln und gemeinsam in sein B?ro berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen k?nnen. Als er um halb zehn Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. »Wer sind Sie?« fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. »Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gn?diger Herr«, antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. »Der Sohn des Hausmeisters?« fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. »W?nscht der gn?dige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?« »Nein, nein«, sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas B?ses ausgef?hrt, er aber verzeihe ihm. »Es ist gut«, sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um.
Er h?tte geradewegs in sein Zimmer gehen k?nnen, aber da er mit Frau Grubach sprechen wollte, klopfte er gleich an ihre T?r an. Sie sa? mit einem Strickstrumpf am Tisch, auf dem noch ein Haufen alter Str?mpfe lag. K. entschuldigte sich zerstreut, da? er so sp?t komme, aber Frau Grubach war sehr freundlich und wollte keine Entschuldigung h?ren, f?r ihn sei sie immer zu sprechen, er wisse sehr gut, da? er ihr bester und liebster Mieter sei. K. sah sich im Zimmer um, es war wieder vollkommen in seinem alten Zustand, das Fr?hst?cksgeschirr, das fr?h auf dem Tischchen beim Fenster gestanden hatte, war auch schon wegger?umt. »Frauenh?nde bringen doch im stillen viel fertig«, dachte er, er h?tte das Geschirr vielleicht auf der Stelle zerschlagen, aber gewi? nicht hinaustragen k?nnen. Er sah Frau Grubach mit einer gewissen Dankbarkeit an. »Warum arbeiten Sie noch so sp?t?« fragte er. Sie sa?en nun beide am Tisch, und K. vergrub von Zeit zu Zeit seine Hand in die Str?mpfe. »Es gibt viel Arbeit«, sagte sie, »w?hrend des Tages geh?re ich den Mietern; wenn ich meine Sachen in Ordnung bringen will, bleiben mir nur die Abende.« »Ich habe Ihnen heute wohl noch eine au?ergew?hnliche Arbeit gemacht?« »Wieso denn?« fragte sie, etwas eifriger werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Scho?e. »Ich meine die M?nner, die heute fr?h hier waren.« »Ach so«, sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zur?ck, »das hat mir keine besondere Arbeit gemacht.« K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, da? ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht f?r richtig zu halten, da? ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, da? ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. »Doch, Arbeit hat es gewi? gemacht«, sagte er dann, »aber es wird nicht wieder vorkommen.« »Nein, das kann nicht wieder vorkommen«, sagte sie bekr?ftigend und l?chelte K. fast wehm?tig an. »Meinen Sie das ernstlich?« fragte K. »Ja«, sagte sie leiser, »aber vor allem d?rfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, da? ich ein wenig hinter der T?r gehorcht habe und da? mir auch die beiden W?chter einiges erz?hlt haben. Es handelt sich ja um Ihr Gl?ck und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja blo? die Vermieterin. Nun, ich habe also einiges geh?rt, aber ich kann nicht sagen, da? es etwas besonders Schlimmes war. Nein. Sie sind zwar verhaftet, aber nicht so wie ein Dieb verhaftet wird. Wenn man wie ein Dieb verhaftet wird, so ist es schlimm, aber diese Verhaftung –. Es kommt mir wie etwas Gelehrtes vor, entschuldigen Sie, wenn ich etwas Dummes sage, es kommt mir wie etwas Gelehrtes vor, das ich zwar nicht verstehe, das man aber auch nicht verstehen mu?.«
»Es ist gar nichts Dummes, was Sie gesagt haben, Frau Grubach, wenigstens bin auch ich zum Teil Ihrer Meinung, nur urteile ich ?ber das Ganze noch sch?rfer als Sie und halte es einfach nicht einmal f?r etwas Gelehrtes, sondern ?berhaupt f?r nichts. Ich wurde ?berrumpelt, das war es. W?re ich gleich nach dem Erwachen, ohne mich durch das Ausbleiben der Anna beirren zu lassen, aufgestanden und ohne R?cksicht auf irgend jemand, der mir in den Weg getreten w?re, zu Ihnen gegangen, h?tte ich diesmal ausnahmsweise etwa in der K?che gefr?hst?ckt, h?tte mir von Ihnen die Kleidungsst?cke aus meinem Zimmer bringen lassen, kurz, h?tte ich vern?nftig gehandelt, so w?re nichts weiter geschehen, es w?re alles, was werden wollte, erstickt worden. Man ist aber so wenig vorbereitet. In der Bank zum Beispiel bin ich vorbereitet, dort k?nnte mir etwas Derartiges unm?glich geschehen, ich habe dort einen eigenen Diener, das allgemeine Telephon und das B?rotelephon stehen vor mir auf dem Tisch, immerfort kommen Leute, Parteien und Beamte, au?
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In diesem Fr?hjahr pflegte K. die Abende in der Weise zu verbringen, da? er nach der Arbeit, wenn dies noch m?glich war – er sa? meistens bis neun Uhr im B?ro –, einen kleinen Spaziergang allein oder mit Beamten machte und dann in eine Bierstube ging, wo er an einem Stammtisch mit meist ?lteren Herren gew?hnlich bis elf Uhr beisammensa?. Es gab aber auch Ausnahmen von dieser Einteilung, wenn K. zum Beispiel vom Bankdirektor, der seine Arbeitskraft und Vertrauensw?rdigkeit sehr sch?tzte, zu einer Autofahrt oder zu einem Abendessen in seiner Villa eingeladen wurde. Au?erdem ging K. einmal in der Woche zu einem M?dchen namens Elsa, die w?hrend der Nacht bis in den sp?ten Morgen als Kellnerin in einer Weinstube bediente und w?hrend des Tages nur vom Bett aus Besuche empfing.
An diesem Abend aber – der Tag war unter angestrengter Arbeit und vielen ehrenden und freundschaftlichen Geburtstagsw?nschen schnell verlaufen – wollte K. sofort nach Hause gehen. In allen kleinen Pausen der Tagesarbeit hatte er daran gedacht; ohne genau zu wissen, was er meinte, schien es ihm, als ob durch die Vorf?lle des Morgens eine gro?e Unordnung in der ganzen Wohnung der Frau Grubach verursacht worden sei und da? gerade er n?tig sei, um die Ordnung wiederherzustellen. War aber einmal diese Ordnung hergestellt, dann war jede Spur jener Vorf?lle ausgel?scht und alles nahm seinen alten Gang wieder auf. Insbesondere von den drei Beamten war nichts zu bef?rchten, sie waren wieder in die gro?e Beamtenschaft der Bank versenkt, es war keine Ver?nderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie ?fters einzeln und gemeinsam in sein B?ro berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen k?nnen. Als er um halb zehn Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. »Wer sind Sie?« fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. »Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gn?diger Herr«, antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. »Der Sohn des Hausmeisters?« fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. »W?nscht der gn?dige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?« »Nein, nein«, sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas B?ses ausgef?hrt, er aber verzeihe ihm. »Es ist gut«, sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um.
Er h?tte geradewegs in sein Zimmer gehen k?nnen, aber da er mit Frau Grubach sprechen wollte, klopfte er gleich an ihre T?r an. Sie sa? mit einem Strickstrumpf am Tisch, auf dem noch ein Haufen alter Str?mpfe lag. K. entschuldigte sich zerstreut, da? er so sp?t komme, aber Frau Grubach war sehr freundlich und wollte keine Entschuldigung h?ren, f?r ihn sei sie immer zu sprechen, er wisse sehr gut, da? er ihr bester und liebster Mieter sei. K. sah sich im Zimmer um, es war wieder vollkommen in seinem alten Zustand, das Fr?hst?cksgeschirr, das fr?h auf dem Tischchen beim Fenster gestanden hatte, war auch schon wegger?umt. »Frauenh?nde bringen doch im stillen viel fertig«, dachte er, er h?tte das Geschirr vielleicht auf der Stelle zerschlagen, aber gewi? nicht hinaustragen k?nnen. Er sah Frau Grubach mit einer gewissen Dankbarkeit an. »Warum arbeiten Sie noch so sp?t?« fragte er. Sie sa?en nun beide am Tisch, und K. vergrub von Zeit zu Zeit seine Hand in die Str?mpfe. »Es gibt viel Arbeit«, sagte sie, »w?hrend des Tages geh?re ich den Mietern; wenn ich meine Sachen in Ordnung bringen will, bleiben mir nur die Abende.« »Ich habe Ihnen heute wohl noch eine au?ergew?hnliche Arbeit gemacht?« »Wieso denn?« fragte sie, etwas eifriger werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Scho?e. »Ich meine die M?nner, die heute fr?h hier waren.« »Ach so«, sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zur?ck, »das hat mir keine besondere Arbeit gemacht.« K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, da? ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht f?r richtig zu halten, da? ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, da? ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. »Doch, Arbeit hat es gewi? gemacht«, sagte er dann, »aber es wird nicht wieder vorkommen.« »Nein, das kann nicht wieder vorkommen«, sagte sie bekr?ftigend und l?chelte K. fast wehm?tig an. »Meinen Sie das ernstlich?« fragte K. »Ja«, sagte sie leiser, »aber vor allem d?rfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, da? ich ein wenig hinter der T?r gehorcht habe und da? mir auch die beiden W?chter einiges erz?hlt haben. Es handelt sich ja um Ihr Gl?ck und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja blo? die Vermieterin. Nun, ich habe also einiges geh?rt, aber ich kann nicht sagen, da? es etwas besonders Schlimmes war. Nein. Sie sind zwar verhaftet, aber nicht so wie ein Dieb verhaftet wird. Wenn man wie ein Dieb verhaftet wird, so ist es schlimm, aber diese Verhaftung –. Es kommt mir wie etwas Gelehrtes vor, entschuldigen Sie, wenn ich etwas Dummes sage, es kommt mir wie etwas Gelehrtes vor, das ich zwar nicht verstehe, das man aber auch nicht verstehen mu?.«
»Es ist gar nichts Dummes, was Sie gesagt haben, Frau Grubach, wenigstens bin auch ich zum Teil Ihrer Meinung, nur urteile ich ?ber das Ganze noch sch?rfer als Sie und halte es einfach nicht einmal f?r etwas Gelehrtes, sondern ?berhaupt f?r nichts. Ich wurde ?berrumpelt, das war es. W?re ich gleich nach dem Erwachen, ohne mich durch das Ausbleiben der Anna beirren zu lassen, aufgestanden und ohne R?cksicht auf irgend jemand, der mir in den Weg getreten w?re, zu Ihnen gegangen, h?tte ich diesmal ausnahmsweise etwa in der K?che gefr?hst?ckt, h?tte mir von Ihnen die Kleidungsst?cke aus meinem Zimmer bringen lassen, kurz, h?tte ich vern?nftig gehandelt, so w?re nichts weiter geschehen, es w?re alles, was werden wollte, erstickt worden. Man ist aber so wenig vorbereitet. In der Bank zum Beispiel bin ich vorbereitet, dort k?nnte mir etwas Derartiges unm?glich geschehen, ich habe dort einen eigenen Diener, das allgemeine Telephon und das B?rotelephon stehen vor mir auf dem Tisch, immerfort kommen Leute, Parteien und Beamte, au?
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