erdem aber und vor allem bin ich dort immerfort im Zusammenhang der Arbeit, daher geistesgegenw?rtig, es w?rde mir geradezu ein Vergn?gen machen, dort einer solchen Sache gegen?bergestellt zu werden. Nun, es ist vor?ber und ich wollte eigentlich auch gar nicht mehr dar?ber sprechen, nur Ihr Urteil, das Urteil einer vern?nftigen Frau, wollte ich h?ren und bin sehr froh, da? wir darin ?bereinstimmen. Nun m?ssen Sie mir die Hand reichen, eine solche ?bereinstimmung mu? durch Handschlag bekr?ftigt werden.«
Ob sie mir die Hand reichen wird? Der Aufseher hat mir die Hand nicht gereicht, dachte er und sah die Frau anders als fr?her, pr?fend an. Sie stand auf, weil auch er aufgestanden war, sie war ein wenig befangen, weil ihr nicht alles, was K. gesagt hatte, verst?ndlich gewesen war. Infolge dieser Befangenheit sagte sie aber etwas, was sie gar nicht wollte und was auch gar nicht am Platze war: »Nehmen Sie es doch nicht so schwer, Herr K.«, sagte sie, hatte Tr?nen in der Stimme und verga? nat?rlich auch den Handschlag. »Ich w??te nicht, da? ich es schwer nehme«, sagte K., pl?tzlich erm?det und das Wertlose aller Zustimmungen dieser Frau einsehend.
Bei der T?r fragte er noch: »Ist Fr?ulein B?rstner zu Hause?« »Nein«, sagte Frau Grubach und l?chelte bei dieser trockenen Auskunft mit einer versp?teten vern?nftigen Teilnahme. »Sie ist im Theater. Wollten Sie etwas von ihr? Soll ich ihr etwas ausrichten?« »Ach, ich wollte nur ein paar Worte mit ihr reden.« »Ich wei? leider nicht, wann sie kommt; wenn sie im Theater ist, kommt sie gew?hnlich sp?t.« »Das ist ja ganz gleichg?ltig«, sagte K. und drehte schon den gesenkten Kopf der T?r zu, um wegzugehen, »ich wollte mich nur bei ihr entschuldigen, da? ich heute ihr Zimmer in Anspruch genommen habe.« »Das ist nicht n?tig, Herr K., Sie sind zu r?cksichtsvoll, das Fr?ulein wei? ja von gar nichts, sie war seit dem fr?hen Morgen noch nicht zu Hause, es ist auch schon alles in Ordnung gebracht, sehen Sie selbst.« Und sie ?ffnete die T?r zu Fr?ulein B?rstners Zimmer. »Danke, ich glaube es«, sagte K., ging dann aber doch zu der offenen T?r. Der Mond schien still in das dunkle Zimmer. Soviel man sehen konnte, war wirklich alles an seinem Platz, auch die Bluse hing nicht mehr an der Fensterklinke. Auffallend hoch schienen die Polster im Bett, sie lagen zum Teil im Mondlicht. »Das Fr?ulein kommt oft sp?t nach Hause«, sagte K. und sah Frau Grubach an, als trage sie die Verantwortung daf?r. »Wie eben junge Leute sind!« sagte Frau Grubach entschuldigend. »Gewi?, gewi?«, sagte K., »es kann aber zu weit gehen.« »Das kann es«, sagte Frau Grubach, »wie sehr haben Sie recht, Herr K. Vielleicht sogar in diesem Fall. Ich will Fr?ulein B?rstner gewi? nicht verleumden, sie ist ein gutes, liebes M?dchen, freundlich, ordentlich, p?nktlich, arbeitsam, ich sch?tze das alles sehr, aber eines ist wahr, sie sollte stolzer, zur?ckhaltender sein. Ich habe sie in diesem Monat schon zweimal in entlegenen Stra?en und immer mit einem andern Herrn gesehen. Es ist mir sehr peinlich, ich erz?hle es, beim wahrhaftigen Gott, nur Ihnen, Herr K., aber es wird sich nicht vermeiden lassen, da? ich auch mit dem Fr?ulein selbst dar?ber spreche. Es ist ?brigens nicht das Einzige, das sie mir verd?chtig macht.« »Sie sind auf ganz falschem Weg«, sagte K. w?tend und fast unf?hig, es zu verbergen, »?brigens haben Sie offenbar auch meine Bemerkung ?ber das Fr?ulein mi?verstanden, so war es nicht gemeint. Ich warne Sie sogar aufrichtig, dem Fr?ulein irgend etwas zu sagen, Sie sind durchaus im Irrtum, ich kenne das Fr?ulein sehr gut, es ist nichts davon wahr, was Sie sagten. ?brigens, vielleicht gehe ich zu weit, ich will Sie nicht hindern, sagen Sie ihr, was Sie wollen. Gute Nacht.« »Herr K.«, sagte Frau Grubach bittend und eilte K. bis zu seiner T?r nach, die er schon ge?ffnet hatte, »ich will ja noch gar nicht mit dem Fr?ulein reden, nat?rlich will ich sie vorher noch weiter beobachten, nur Ihnen habe ich anvertraut, was ich wu?te. Schlie?lich mu? es doch im Sinne jedes Mieters sein, wenn man die Pension rein zu erhalten sucht, und nichts anderes ist mein Bestreben dabei.« »Die Reinheit!« rief K. noch durch die Spalte der T?r, »wenn Sie die Pension rein erhalten wollen, m?ssen Sie zuerst mir k?ndigen.« Dann schlug er die T?r zu, ein leises Klopfen beachtete er nicht mehr.
Dagegen beschlo? er, da er gar keine Lust zum Schlafen hatte, noch wachzubleiben und bei dieser Gelegenheit auch festzustellen, wann Fr?ulein B?rstner kommen w?rde. Vielleicht w?re es dann auch m?glich, so unpassend es sein mochte, noch ein paar Worte mir ihr zu reden. Als er im Fenster lag und die m?den Augen dr?ckte, dachte er einen Augenblick sogar daran, Frau Grubach zu bestrafen und Fr?ulein B?rstner zu ?berreden, gemeinsam mit ihm zu k?ndigen. Sofort aber erschien ihm das entsetzlich ?bertrieben, und er hatte sogar den Verdacht gegen sich, da? er darauf ausging, die Wohnung wegen der Vorf?lle am Morgen zu wechseln. Nichts w?re unsinniger und vor allem zweckloser und ver?chtlicher gewesen. Als er des Hinausschauens auf die leere Stra?e ?berdr?ssig geworden war, legte er sich auf das Kanapee, nachdem er die T?r zum Vorzimmer ein wenig ge?ffnet hatte, um jeden, der die Wohnung betrat, gleich vom Kanapee aus sehen zu k?nnen. Etwa bis elf Uhr lag er ruhig, eine Zigarre rauchend, auf dem Kanapee. Von da ab hielt er es aber nicht mehr dort aus, sondern ging ein wenig ins Vorzimmer, als k?nne er dadurch die Ankunft des Fr?ulein B?rstner beschleunigen. Er hatte kein besonderes Verlangen nach ihr, er konnte sich nicht einmal genau erinnern, wie sie aussah, aber nun wollte er mit ihr reden und es reizte ihn, da? sie durch ihr sp?tes Kommen auch noch in den Abschlu? dieses Tages Unruhe und Unordnung brachte. Sie war auch schuld daran, da? er heute nicht zu Abend gegessen und da? er den f?r heute beabsichtigten Besuch bei Elsa unterlassen hatte. Beides konnte er allerdings noch dadurch nachholen, da? er jetzt in das Weinlokal ging, in dem Elsa bedienstet war. Er wollte es auch noch sp?ter nach der Unterredung mit Fr?ulein B?rstner tun.
Es war halb zw?lf vor?ber, als jemand im Treppenhaus zu h?ren war. K., der, seinen Gedanken hingegeben, im Vorzimmer so, als w?re es sein eigenes Zimmer, laut auf und ab ging, fl?chtete hinter seine T?r. Es war Fr?ulein B?rstner, die gekommen war. Fr?stelnd zog sie, w?hrend sie die T?r versperrte, einen seidenen Schal um ihre schmalen Schultern zusammen. Im n?chsten Augenblick mu?te sie in ihr Zimmer gehen, in das K. gewi? um Mitternacht nicht eindringen durfte; er mu?te sie also jetzt ansprechen, hatte aber ungl?cklicherweise vers?umt, das elektrische Licht in seinem Zimmer anzudrehen, so da? sein Vortreten aus dem dunklen Zimmer den Anschein eines ?berfalls hatte und wenigstens sehr erschrecken mu?te. In seiner Hilflosigkeit und da keine Zeit zu verlieren war, fl?sterte er durch den T?rspalt: »Fr?ulein B?rstner.« Es klang wie eine Bitte, nicht wie ein Anruf. »Ist jemand hier?« fragte Fr?ulein B?rstner und sah sich mit gro?en Augen um. »Ich bin es«, sagte K. und trat vor. »Ach, Herr K.!« sagte Fr?ulein B?rstner l?chelnd. »Guten Abend«, und sie reichte ihm die Hand. »Ich wollte ein paar Worte mit Ihnen sprechen, wollen Sie mir das jetzt erlauben?« »Jetzt?« fragte Fr?ulein B?rstner, »mu? es jetzt sein? Es ist ein wenig sonderbar, nicht?« »Ich warte seit neun Uhr auf Sie.« »Nun ja, ich war im Theater, ich wu?te doch nichts von Ihnen.« »Der Anla? f?r das, was ich Ihnen sagen will, hat sich erst heute ergeben.« »So, nun ich habe ja nichts Grunds?tzliches dagegen, au?er da? ich zum Hinfallen m?de bin. Also kommen Sie auf ein paar Minuten in mein Zimmer. Hier k?nnten wir uns auf keinen Fall unterhalten, wir wecken ja alle und das w?re mir unseretwegen noch unangenehmer als der Leute wegen. Warten Sie hier, bis ich in meinem Zimmer angez?ndet habe, und drehen Sie dann hier das Licht ab.« K. tat so, wartete dann aber noch bis Fr?ulein B?rstner ihn aus ihrem Zimmer nochmals leise aufforderte zu kommen. »Setzen Sie sich«, sagte sie und zeigte auf die Ottomane, sie selbst blieb aufrecht am Bettpfosten trotz der M?digkeit, von der sie gesprochen hatte; nicht einmal ihren kleinen, aber mit einer ?berf?lle von Blumen geschm?ckten Hut legte sie ab. »Was wollten Sie also? Ich bin wirklich neugierig.« Sie kreuzte leicht die Beine. »Sie werden vielleicht sagen«, begann K., »da? die Sache nicht so dringend war, um jetzt besprochen zu werden, aber –« »Einleitungen ?berh?re ich immer«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Das erleichtert meine Aufgabe«, sagte K. »Ihr Zimmer ist heute fr?h, gewisserma?en durch meine Schuld, ein wenig in Unordnung gebracht worden, es geschah durch fremde Leute gegen meinen Willen und doch, wie gesagt, durch meine Schuld; daf?r wollte ich um Entschuldigung bitten.« »Mein Zimmer?« fragte Fr?ulein B?rstner und sah statt des Zimmers K. pr?fend an. »Es ist so«, sagte K., und nun sahen beide einander zum erstenmal in die Augen, »die Art und Weise, in der es geschah, ist an sich keines Wortes wert.« »Aber doch das eigentlich Interessante«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Nein«, sagte K. »Nun«, sagte Fr?ulein B?rstner, »ich will mich nicht in Geheimnisse eindr?ngen, bestehen Sie darauf, da? es uninteressant ist, so will ich auch nichts dagegen einwenden. Die Entschuldigung, um die Sie bitten, gebe ich Ihnen gern, besonders da ich keine Spur einer Unordnung finden kann.« Sie machte, die flachen H?nde tief an die H?ften gelegt, einen Rundgang durch das Zimmer. Bei der Matte mit den Photographien blieb sie stehen. »Sehen Sie doch!« rief sie. »Meine Photographien sind wirklich durcheinandergeworfen. Das ist aber h??lich. Es ist also jemand unberechtigterweise in meinem Zimmer gewesen.« K. nickte und verfluchte im stillen den Beamten Kaminer, der seine ?de, sinnlose Lebhaftigkeit niemals z?hmen konnte. »Es ist sonderbar«, sagte Fr?ulein B?rstner, »da? ich gezwungen bin, Ihnen etwas zu verbieten, was Sie sich selbst verbieten m??ten, n?mlich in meiner Abwesenheit mein Zimmer zu betreten.« »Ich erkl?rte Ihnen doch, Fr?ulein«, sagte K. und ging auch zu den Photographien, »da? nicht ich es war, der sich an Ihren Photographien vergangen hat; aber da Sie mir nicht glauben, so mu? ich also eingestehen, da? die Untersuchungskommission drei Bankbeamte mitgebracht hat, von denen der eine, den ich bei n?chster Gelegenheit aus der Bank hinausbef?rdern werde, die Photographien wahrscheinlich in die Hand genommen hat. Ja, es war eine Untersuchungskommission hier«, f?gte K. hinzu, da ihn das Fr?ulein mit einem fragenden Blick ansah. »Ihretwegen?« fragte das Fr?ulein. »Ja«, antwortete K. »Nein!« rief das Fr?ulein und lachte. »Doch«, sagte K., »glauben Sie denn, da? ich schuldlos bin?« »Nun, schuldlos ...« sagte das Fr?ulein, »ich will nicht gleich ein vielleicht folgenschweres Urteil aussprechen, auch kenne ich Sie doch nicht, es mu? doch schon ein schwerer Verbrecher sein, dem man gleich eine Untersuchungskommission auf den Leib schickt. Da Sie aber doch frei sind – ich schlie?e wenigstens aus Ihrer Ruhe, da? Sie nicht aus dem Gef?ngnis entlaufen sind – so k?nnen Sie doch kein solches Verbrechen begangen haben.« »Ja«, sagte K., »aber die Untersuchungskommission kann doch eingesehen haben, da? ich unschuldig bin oder doch nicht so schuldig, wie angenommen wurde.« »Gewi?, das kann sein«, sagte Fr?ulein B?rstner sehr aufmerksam. »Sehen Sie«, sagte K., »Sie haben nicht viel Erfahrung in Gerichtssachen.« »Nein, das habe ich nicht«, sagte Fr?ulein B?rstner, »und habe es auch schon oft bedauert, denn ich m?chte alles wissen, und gerade Gerichtssachen interessieren mich ungemein. Das Gericht hat eine eigent?mliche Anziehungskraft, nicht? Aber ich werde in dieser Richtung meine Kenntnisse sicher vervollst?ndigen, denn ich trete n?chsten Monat als Kanzleikraft in ein Advokatenb?ro ein.« »Das ist sehr gut«, sagte K., »Sie werden mir dann in meinem Proze? ein wenig helfen k?nnen.« »Das k?nnte sein«, sagte Fr?ulein B?rstner, »warum denn nicht? Ich verwende gern meine Kenntnisse.« »Ich meine es auch im Ernst«, sagte K., »oder zumindest in dem halben Ernst, in dem Sie es meinen. Um einen Advokaten heranzuziehen, dazu ist die Sache doch zu kleinlich, aber einen Ratgeber k?nnte ich gut brauchen.« »Ja, aber wenn ich Ratgeber sein soll, m??te ich wissen, worum es sich handelt«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Das ist eben der Haken«, sagte K., »das wei? ich selbst nicht.« »Dann haben Sie sich also einen Spa? aus mir gemacht«, sagte Fr?ulein B?rstner ?berm??ig entt?uscht, »es war h?chst unn?tig, sich diese sp?te Nachtzeit dazu auszusuchen.« Und sie ging von den Photographien weg, wo sie so lange vereinigt gestanden hatten. »Aber nein, Fr?ulein«, sagte K., »ich mache keinen Spa?. Da? Sie mir nicht glauben wollen! Was ich wei?, habe ich Ihnen schon gesagt. Sogar mehr als ich wei?
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Ob sie mir die Hand reichen wird? Der Aufseher hat mir die Hand nicht gereicht, dachte er und sah die Frau anders als fr?her, pr?fend an. Sie stand auf, weil auch er aufgestanden war, sie war ein wenig befangen, weil ihr nicht alles, was K. gesagt hatte, verst?ndlich gewesen war. Infolge dieser Befangenheit sagte sie aber etwas, was sie gar nicht wollte und was auch gar nicht am Platze war: »Nehmen Sie es doch nicht so schwer, Herr K.«, sagte sie, hatte Tr?nen in der Stimme und verga? nat?rlich auch den Handschlag. »Ich w??te nicht, da? ich es schwer nehme«, sagte K., pl?tzlich erm?det und das Wertlose aller Zustimmungen dieser Frau einsehend.
Bei der T?r fragte er noch: »Ist Fr?ulein B?rstner zu Hause?« »Nein«, sagte Frau Grubach und l?chelte bei dieser trockenen Auskunft mit einer versp?teten vern?nftigen Teilnahme. »Sie ist im Theater. Wollten Sie etwas von ihr? Soll ich ihr etwas ausrichten?« »Ach, ich wollte nur ein paar Worte mit ihr reden.« »Ich wei? leider nicht, wann sie kommt; wenn sie im Theater ist, kommt sie gew?hnlich sp?t.« »Das ist ja ganz gleichg?ltig«, sagte K. und drehte schon den gesenkten Kopf der T?r zu, um wegzugehen, »ich wollte mich nur bei ihr entschuldigen, da? ich heute ihr Zimmer in Anspruch genommen habe.« »Das ist nicht n?tig, Herr K., Sie sind zu r?cksichtsvoll, das Fr?ulein wei? ja von gar nichts, sie war seit dem fr?hen Morgen noch nicht zu Hause, es ist auch schon alles in Ordnung gebracht, sehen Sie selbst.« Und sie ?ffnete die T?r zu Fr?ulein B?rstners Zimmer. »Danke, ich glaube es«, sagte K., ging dann aber doch zu der offenen T?r. Der Mond schien still in das dunkle Zimmer. Soviel man sehen konnte, war wirklich alles an seinem Platz, auch die Bluse hing nicht mehr an der Fensterklinke. Auffallend hoch schienen die Polster im Bett, sie lagen zum Teil im Mondlicht. »Das Fr?ulein kommt oft sp?t nach Hause«, sagte K. und sah Frau Grubach an, als trage sie die Verantwortung daf?r. »Wie eben junge Leute sind!« sagte Frau Grubach entschuldigend. »Gewi?, gewi?«, sagte K., »es kann aber zu weit gehen.« »Das kann es«, sagte Frau Grubach, »wie sehr haben Sie recht, Herr K. Vielleicht sogar in diesem Fall. Ich will Fr?ulein B?rstner gewi? nicht verleumden, sie ist ein gutes, liebes M?dchen, freundlich, ordentlich, p?nktlich, arbeitsam, ich sch?tze das alles sehr, aber eines ist wahr, sie sollte stolzer, zur?ckhaltender sein. Ich habe sie in diesem Monat schon zweimal in entlegenen Stra?en und immer mit einem andern Herrn gesehen. Es ist mir sehr peinlich, ich erz?hle es, beim wahrhaftigen Gott, nur Ihnen, Herr K., aber es wird sich nicht vermeiden lassen, da? ich auch mit dem Fr?ulein selbst dar?ber spreche. Es ist ?brigens nicht das Einzige, das sie mir verd?chtig macht.« »Sie sind auf ganz falschem Weg«, sagte K. w?tend und fast unf?hig, es zu verbergen, »?brigens haben Sie offenbar auch meine Bemerkung ?ber das Fr?ulein mi?verstanden, so war es nicht gemeint. Ich warne Sie sogar aufrichtig, dem Fr?ulein irgend etwas zu sagen, Sie sind durchaus im Irrtum, ich kenne das Fr?ulein sehr gut, es ist nichts davon wahr, was Sie sagten. ?brigens, vielleicht gehe ich zu weit, ich will Sie nicht hindern, sagen Sie ihr, was Sie wollen. Gute Nacht.« »Herr K.«, sagte Frau Grubach bittend und eilte K. bis zu seiner T?r nach, die er schon ge?ffnet hatte, »ich will ja noch gar nicht mit dem Fr?ulein reden, nat?rlich will ich sie vorher noch weiter beobachten, nur Ihnen habe ich anvertraut, was ich wu?te. Schlie?lich mu? es doch im Sinne jedes Mieters sein, wenn man die Pension rein zu erhalten sucht, und nichts anderes ist mein Bestreben dabei.« »Die Reinheit!« rief K. noch durch die Spalte der T?r, »wenn Sie die Pension rein erhalten wollen, m?ssen Sie zuerst mir k?ndigen.« Dann schlug er die T?r zu, ein leises Klopfen beachtete er nicht mehr.
Dagegen beschlo? er, da er gar keine Lust zum Schlafen hatte, noch wachzubleiben und bei dieser Gelegenheit auch festzustellen, wann Fr?ulein B?rstner kommen w?rde. Vielleicht w?re es dann auch m?glich, so unpassend es sein mochte, noch ein paar Worte mir ihr zu reden. Als er im Fenster lag und die m?den Augen dr?ckte, dachte er einen Augenblick sogar daran, Frau Grubach zu bestrafen und Fr?ulein B?rstner zu ?berreden, gemeinsam mit ihm zu k?ndigen. Sofort aber erschien ihm das entsetzlich ?bertrieben, und er hatte sogar den Verdacht gegen sich, da? er darauf ausging, die Wohnung wegen der Vorf?lle am Morgen zu wechseln. Nichts w?re unsinniger und vor allem zweckloser und ver?chtlicher gewesen. Als er des Hinausschauens auf die leere Stra?e ?berdr?ssig geworden war, legte er sich auf das Kanapee, nachdem er die T?r zum Vorzimmer ein wenig ge?ffnet hatte, um jeden, der die Wohnung betrat, gleich vom Kanapee aus sehen zu k?nnen. Etwa bis elf Uhr lag er ruhig, eine Zigarre rauchend, auf dem Kanapee. Von da ab hielt er es aber nicht mehr dort aus, sondern ging ein wenig ins Vorzimmer, als k?nne er dadurch die Ankunft des Fr?ulein B?rstner beschleunigen. Er hatte kein besonderes Verlangen nach ihr, er konnte sich nicht einmal genau erinnern, wie sie aussah, aber nun wollte er mit ihr reden und es reizte ihn, da? sie durch ihr sp?tes Kommen auch noch in den Abschlu? dieses Tages Unruhe und Unordnung brachte. Sie war auch schuld daran, da? er heute nicht zu Abend gegessen und da? er den f?r heute beabsichtigten Besuch bei Elsa unterlassen hatte. Beides konnte er allerdings noch dadurch nachholen, da? er jetzt in das Weinlokal ging, in dem Elsa bedienstet war. Er wollte es auch noch sp?ter nach der Unterredung mit Fr?ulein B?rstner tun.
Es war halb zw?lf vor?ber, als jemand im Treppenhaus zu h?ren war. K., der, seinen Gedanken hingegeben, im Vorzimmer so, als w?re es sein eigenes Zimmer, laut auf und ab ging, fl?chtete hinter seine T?r. Es war Fr?ulein B?rstner, die gekommen war. Fr?stelnd zog sie, w?hrend sie die T?r versperrte, einen seidenen Schal um ihre schmalen Schultern zusammen. Im n?chsten Augenblick mu?te sie in ihr Zimmer gehen, in das K. gewi? um Mitternacht nicht eindringen durfte; er mu?te sie also jetzt ansprechen, hatte aber ungl?cklicherweise vers?umt, das elektrische Licht in seinem Zimmer anzudrehen, so da? sein Vortreten aus dem dunklen Zimmer den Anschein eines ?berfalls hatte und wenigstens sehr erschrecken mu?te. In seiner Hilflosigkeit und da keine Zeit zu verlieren war, fl?sterte er durch den T?rspalt: »Fr?ulein B?rstner.« Es klang wie eine Bitte, nicht wie ein Anruf. »Ist jemand hier?« fragte Fr?ulein B?rstner und sah sich mit gro?en Augen um. »Ich bin es«, sagte K. und trat vor. »Ach, Herr K.!« sagte Fr?ulein B?rstner l?chelnd. »Guten Abend«, und sie reichte ihm die Hand. »Ich wollte ein paar Worte mit Ihnen sprechen, wollen Sie mir das jetzt erlauben?« »Jetzt?« fragte Fr?ulein B?rstner, »mu? es jetzt sein? Es ist ein wenig sonderbar, nicht?« »Ich warte seit neun Uhr auf Sie.« »Nun ja, ich war im Theater, ich wu?te doch nichts von Ihnen.« »Der Anla? f?r das, was ich Ihnen sagen will, hat sich erst heute ergeben.« »So, nun ich habe ja nichts Grunds?tzliches dagegen, au?er da? ich zum Hinfallen m?de bin. Also kommen Sie auf ein paar Minuten in mein Zimmer. Hier k?nnten wir uns auf keinen Fall unterhalten, wir wecken ja alle und das w?re mir unseretwegen noch unangenehmer als der Leute wegen. Warten Sie hier, bis ich in meinem Zimmer angez?ndet habe, und drehen Sie dann hier das Licht ab.« K. tat so, wartete dann aber noch bis Fr?ulein B?rstner ihn aus ihrem Zimmer nochmals leise aufforderte zu kommen. »Setzen Sie sich«, sagte sie und zeigte auf die Ottomane, sie selbst blieb aufrecht am Bettpfosten trotz der M?digkeit, von der sie gesprochen hatte; nicht einmal ihren kleinen, aber mit einer ?berf?lle von Blumen geschm?ckten Hut legte sie ab. »Was wollten Sie also? Ich bin wirklich neugierig.« Sie kreuzte leicht die Beine. »Sie werden vielleicht sagen«, begann K., »da? die Sache nicht so dringend war, um jetzt besprochen zu werden, aber –« »Einleitungen ?berh?re ich immer«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Das erleichtert meine Aufgabe«, sagte K. »Ihr Zimmer ist heute fr?h, gewisserma?en durch meine Schuld, ein wenig in Unordnung gebracht worden, es geschah durch fremde Leute gegen meinen Willen und doch, wie gesagt, durch meine Schuld; daf?r wollte ich um Entschuldigung bitten.« »Mein Zimmer?« fragte Fr?ulein B?rstner und sah statt des Zimmers K. pr?fend an. »Es ist so«, sagte K., und nun sahen beide einander zum erstenmal in die Augen, »die Art und Weise, in der es geschah, ist an sich keines Wortes wert.« »Aber doch das eigentlich Interessante«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Nein«, sagte K. »Nun«, sagte Fr?ulein B?rstner, »ich will mich nicht in Geheimnisse eindr?ngen, bestehen Sie darauf, da? es uninteressant ist, so will ich auch nichts dagegen einwenden. Die Entschuldigung, um die Sie bitten, gebe ich Ihnen gern, besonders da ich keine Spur einer Unordnung finden kann.« Sie machte, die flachen H?nde tief an die H?ften gelegt, einen Rundgang durch das Zimmer. Bei der Matte mit den Photographien blieb sie stehen. »Sehen Sie doch!« rief sie. »Meine Photographien sind wirklich durcheinandergeworfen. Das ist aber h??lich. Es ist also jemand unberechtigterweise in meinem Zimmer gewesen.« K. nickte und verfluchte im stillen den Beamten Kaminer, der seine ?de, sinnlose Lebhaftigkeit niemals z?hmen konnte. »Es ist sonderbar«, sagte Fr?ulein B?rstner, »da? ich gezwungen bin, Ihnen etwas zu verbieten, was Sie sich selbst verbieten m??ten, n?mlich in meiner Abwesenheit mein Zimmer zu betreten.« »Ich erkl?rte Ihnen doch, Fr?ulein«, sagte K. und ging auch zu den Photographien, »da? nicht ich es war, der sich an Ihren Photographien vergangen hat; aber da Sie mir nicht glauben, so mu? ich also eingestehen, da? die Untersuchungskommission drei Bankbeamte mitgebracht hat, von denen der eine, den ich bei n?chster Gelegenheit aus der Bank hinausbef?rdern werde, die Photographien wahrscheinlich in die Hand genommen hat. Ja, es war eine Untersuchungskommission hier«, f?gte K. hinzu, da ihn das Fr?ulein mit einem fragenden Blick ansah. »Ihretwegen?« fragte das Fr?ulein. »Ja«, antwortete K. »Nein!« rief das Fr?ulein und lachte. »Doch«, sagte K., »glauben Sie denn, da? ich schuldlos bin?« »Nun, schuldlos ...« sagte das Fr?ulein, »ich will nicht gleich ein vielleicht folgenschweres Urteil aussprechen, auch kenne ich Sie doch nicht, es mu? doch schon ein schwerer Verbrecher sein, dem man gleich eine Untersuchungskommission auf den Leib schickt. Da Sie aber doch frei sind – ich schlie?e wenigstens aus Ihrer Ruhe, da? Sie nicht aus dem Gef?ngnis entlaufen sind – so k?nnen Sie doch kein solches Verbrechen begangen haben.« »Ja«, sagte K., »aber die Untersuchungskommission kann doch eingesehen haben, da? ich unschuldig bin oder doch nicht so schuldig, wie angenommen wurde.« »Gewi?, das kann sein«, sagte Fr?ulein B?rstner sehr aufmerksam. »Sehen Sie«, sagte K., »Sie haben nicht viel Erfahrung in Gerichtssachen.« »Nein, das habe ich nicht«, sagte Fr?ulein B?rstner, »und habe es auch schon oft bedauert, denn ich m?chte alles wissen, und gerade Gerichtssachen interessieren mich ungemein. Das Gericht hat eine eigent?mliche Anziehungskraft, nicht? Aber ich werde in dieser Richtung meine Kenntnisse sicher vervollst?ndigen, denn ich trete n?chsten Monat als Kanzleikraft in ein Advokatenb?ro ein.« »Das ist sehr gut«, sagte K., »Sie werden mir dann in meinem Proze? ein wenig helfen k?nnen.« »Das k?nnte sein«, sagte Fr?ulein B?rstner, »warum denn nicht? Ich verwende gern meine Kenntnisse.« »Ich meine es auch im Ernst«, sagte K., »oder zumindest in dem halben Ernst, in dem Sie es meinen. Um einen Advokaten heranzuziehen, dazu ist die Sache doch zu kleinlich, aber einen Ratgeber k?nnte ich gut brauchen.« »Ja, aber wenn ich Ratgeber sein soll, m??te ich wissen, worum es sich handelt«, sagte Fr?ulein B?rstner. »Das ist eben der Haken«, sagte K., »das wei? ich selbst nicht.« »Dann haben Sie sich also einen Spa? aus mir gemacht«, sagte Fr?ulein B?rstner ?berm??ig entt?uscht, »es war h?chst unn?tig, sich diese sp?te Nachtzeit dazu auszusuchen.« Und sie ging von den Photographien weg, wo sie so lange vereinigt gestanden hatten. »Aber nein, Fr?ulein«, sagte K., »ich mache keinen Spa?. Da? Sie mir nicht glauben wollen! Was ich wei?, habe ich Ihnen schon gesagt. Sogar mehr als ich wei?
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