lich hatte er aber auch nicht die geringste Lust, sich durch allzu gro?e P?nktlichkeit vor der Untersuchungskommission zu erniedrigen. Allerdings lief er jetzt, um nur m?glichst um neun Uhr einzutreffen, obwohl er nicht einmal f?r eine bestimmte Stunde bestellt war.
Er hatte gedacht, das Haus schon von der Ferne an irgendeinem Zeichen, das er sich selbst nicht genau vorgestellt hatte, oder an einer besonderen Bewegung vor dem Eingang schon von weitem zu erkennen. Aber die Juliusstra?e, in der es sein sollte und an deren Beginn K. einen Augenblick lang stehenblieb, enthielt auf beiden Seiten fast ganz einf?rmige H?user, hohe, graue, von armen Leuten bewohnte Mieth?user. Jetzt, am Sonntagmorgen, waren die meisten Fenster besetzt, M?nner in Hemd?rmeln lehnten dort und rauchten oder hielten kleine Kinder vorsichtig und z?rtlich an den Fensterrand. Andere Fenster waren hoch mit Bettzeug angef?llt, ?ber dem fl?chtig der zerraufte Kopf einer Frau erschien. Man rief einander ?ber die Gasse zu, ein solcher Zuruf bewirkte gerade ?ber K. ein gro?es Gel?chter. Regelm??ig verteilt befanden sich in der langen Stra?e kleine, unter dem Stra?enniveau liegende, durch ein paar Treppen erreichbare L?den mit verschiedenen Lebensmitteln. Dort gingen Frauen aus und ein oder standen auf den Stufen und plauderten. Ein Obsth?ndler, der seine Waren zu den Fenstern hinauf empfahl, h?tte, ebenso unaufmerksam wie K., mit seinem Karren diesen fast niedergeworfen. Eben begann ein in besseren Stadtvierteln ausgedientes Grammophon m?rderisch zu spielen.
K. ging tiefer in die Gasse hinein, langsam, als h?tte er nun schon Zeit oder als s?he ihn der Untersuchungsrichter aus irgendeinem Fenster und wisse also, da? sich K. eingefunden habe. Es war kurz nach neun. Das Haus lag ziemlich weit, es war fast ungew?hnlich ausgedehnt, besonders die Toreinfahrt war hoch und weit. Sie war offenbar f?r Lastfuhren bestimmt, die zu den verschiedenen Warenmagazinen geh?rten, die jetzt versperrt den gro?en Hof umgaben und Aufschriften von Firmen trugen, von denen K. einige aus dem Bankgesch?ft kannte. Gegen seine sonstige Gewohnheit sich mit allen diesen ?u?erlichkeiten genauer befassend, blieb er auch ein wenig am Eingang des Hofes stehen. In seiner N?he auf einer Kiste sa? ein blo?f??iger Mann und las eine Zeitung. Auf einem Handkarren schaukelten zwei Jungen. Vor einer Pumpe stand ein schwaches, junges M?dchen in einer Nachtjoppe und blickte, w?hrend das Wasser in ihre Kanne str?mte, auf K. hin. In einer Ecke des Hofes wurde zwischen zwei Fenstern ein Strick gespannt, auf dem die zum Trocknen bestimmte W?sche schon hing. Ein Mann stand unten und leitete die Arbeit durch ein paar Zurufe.
K. wandte sich der Treppe zu, um zum Untersuchungszimmer zu kommen, stand dann aber wieder still, denn au?er dieser Treppe sah er im Hof noch drei verschiedene Treppenaufg?nge und ?berdies schien ein kleiner Durchgang am Ende des Hofes noch in einen zweiten Hof zu f?hren. Er ?rgerte sich, da? man ihm die Lage des Zimmers nicht n?her bezeichnet hatte, es war doch eine sonderbare Nachl?ssigkeit oder Gleichg?ltigkeit, mit der man ihn behandelte, er beabsichtigte, das sehr laut und deutlich festzustellen. Schlie?lich stieg er doch die Treppe hinauf und spielte in Gedanken mit einer Erinnerung an den Ausspruch des W?chters Willem, da? das Gericht von der Schuld angezogen werde, woraus eigentlich folgte, da? das Untersuchungszimmer an der Treppe liegen mu?te, die K. zuf?llig w?hlte.
Er st?rte im Hinaufgehen viele Kinder, die auf der Treppe spielten und ihn, wenn er durch ihre Reihe schritt, b?se ansahen. »Wenn ich n?chstens wieder hergehen sollte«, sagte er sich, »mu? ich entweder Zuckerwerk mitnehmen, um sie zu gewinnen, oder den Stock, um sie zu pr?geln.« Knapp vor dem ersten Stockwerk mu?te er sogar ein Weilchen warten, bis eine Spielkugel ihren Weg vollendet hatte, zwei kleine Jungen mit den verzwickten Gesichtern erwachsener Strolche hielten ihn indessen an den Beinkleidern; h?tte er sie absch?tteln wollen, h?tte er ihnen wehtun m?ssen, und er f?rchtete ihr Geschrei.
Im ersten Stockwerk begann die eigentliche Suche. Da er doch nicht nach der Untersuchungskommission fragen konnte, erfand er einen Tischler Lanz – der Name fiel ihm ein, weil der Hauptmann, der Neffe der Frau Grubach, so hie? – und wollte nun in allen Wohnungen nachfragen, ob hier ein Tischler Lanz wohne, um so die M?glichkeit zu bekommen, in die Zimmer hineinzusehen. Es zeigte sich aber, da? das meistens ohne weiteres m?glich war, denn fast alle T?ren standen offen und die Kinder liefen ein und aus. Es waren in der Regel kleine, einfenstrige Zimmer, in denen auch gekocht wurde. Manche Frauen hielten S?uglinge im Arm und arbeiteten mit der freien Hand auf dem Herd. Halbw?chsige, scheinbar nur mit Sch?rzen bekleidete M?dchen liefen am flei?igsten hin und her. In allen Zimmern standen die Betten noch in Ben?tzung, es lagen dort Kranke oder noch Schlafende oder Leute, die sich dort in Kleidern streckten. An den Wohnungen, deren T?ren geschlossen waren, klopfte K. an und fragte, ob hier ein Tischler Lanz wohne. Meistens ?ffnete eine Frau, h?rte die Frage an und wandte sich ins Zimmer zu jemandem, der sich aus dem Bett erhob. »Der Herr fragt, ob ein Tischler Lanz hier wohnt.« »Tischler Lanz?« fragte der aus dem Bett. »Ja«, sagte K., obwohl sich hier die Untersuchungskommission zweifellos nicht befand und daher seine Aufgabe beendet war. Viele glaubten, es liege K. sehr viel daran, den Tischler Lanz zu finden, dachten lange nach, nannten seine Tischler, der aber nicht Lanz hie?, oder einen Namen, der mit Lanz eine ganz entfernte ?hnlichkeit hatte, oder sie fragten bei Nachbarn oder begleiteten K. zu einer weit entfernten T?r, wo ihrer Meinung nach ein derartiger Mann m?glicherweise in Aftermiete wohne oder wo jemand sei, der bessere Auskunft als sie selbst geben k?nne. Schlie?lich mu?te K. kaum mehr selbst fragen, sondern wurde auf diese Weise durch die Stockwerke gezogen. Er bedauerte seinen Plan, der ihm zuerst so praktisch erschienen war. Vor dem f?nften Stockwerk entschlo? er sich, die Suche aufzugeben, verabschiedete sich von einem freundlichen, jungen Arbeiter, der ihn weiter hinauff?hren wollte, und ging hinunter. Dann aber ?rgerte ihn wieder das Nutzlose dieser ganzen Unternehmung, er ging nochmals zur?ck und klopfte an die erste T?r des f?nften Stockwerkes. Das erste, was er in dem kleinen Zimmer sah, war eine gro?e Wanduhr, die schon zehn Uhr zeigte. »Wohnt ein Tischler Lanz hier?« fragte er. »Bitte«, sagte eine junge Frau mit schwarzen, leuchtenden Augen, die gerade in einem K?bel Kinderw?sche wusch, und zeigte mit der nassen Hand auf die offene T?r des Nebenzimmers.
K. glaubte in eine Versammlung einzutreten. Ein Gedr?nge der verschiedensten Leute – niemand k?mmerte sich um den Eintretenden – f?llte ein mittelgro?es, zweifenstriges Zimmer, das knapp an der Decke von einer Galerie umgeben war, die gleichfalls vollst?ndig besetzt war und wo die Leute nur geb?ckt stehen konnten und mit Kopf und R?cken an die Decke stie?en. K., dem die Luft zu dumpf war, trat wieder hinaus und sagte zu der jungen Frau, die ihn wahrscheinlich falsch verstanden hatte: »Ich habe nach einem Tischler, einem gewissen Lanz, gefragt?« »Ja«, sagte die Frau, »gehen Sie, bitte, hinein.« K. h?tte ihr vielleicht nicht gefolgt, wenn die Frau nicht auf ihn zugegangen w?re, die T?rklinke ergriffen und gesagt h?tte: »Nach Ihnen mu? ich schlie?en, es darf niemand mehr hinein.« »Sehr vern?nftig«, sagte K., »es ist aber jetzt schon zu voll.« Dann ging er aber doch wieder hinein.
Zwischen zwei M?nnern hindurch, die sich unmittelbar bei der T?r unterhielten – der eine machte mit beiden, weit vorgestreckten H?nden die Bewegung des Geldaufz?hlens, der andere sah ihm scharf in die Augen –, fa?te eine Hand nach K. Es war ein kleiner, rotb?ckiger Junge. »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte er. K. lie? sich von ihm f?hren, es zeigte sich, da? in dem durcheinanderwimmelnden Gedr?nge doch ein schmaler Weg frei war, der m?glicherweise zwei Parteien schied; daf?r sprach auch, da? K. in den ersten Reihen rechts und links kaum ein ihm zugewendetes Gesicht sah, sondern nur die R?cken von Leuten, welche ihre Reden und Bewegungen nur an Leute ihrer Partei richteten. Die meisten waren schwarz angezogen, in alten, lang und lose hinunterh?ngenden Feiertagsr?cken. Nur diese Kleidung beirrte K., sonst h?tte er das Ganze f?r eine politische Bezirksversammlung angesehen.
Am anderen Ende des Saales, zu dem K. gef?hrt wurde, stand auf einem sehr niedrigen, gleichfalls ?berf?llten Podium ein kleiner Tisch, der Quere nach aufgestellt, und hinter ihm, nahe am Rand des Podiums, sa? ein kleiner, dicker, schnaufender Mann, der sich gerade mit einem hinter ihm Stehenden – dieser hatte den Ellbogen auf die Sessellehne gest?tzt und die Beine gekreuzt – unter gro?em Gel?chter unterhielt. Manchmal warf er den Arm in die Luft, als karikiere er jemanden. Der Junge, der K. f?hrte, hatte M?he, seine Meldung vorzubringen. Zweimal hatte er schon, auf den Fu?spitzen stehend, etwas auszurichten versucht, ohne von dem Mann oben beachtet worden zu sein. Erst als einer der Leute oben auf dem Podium auf den Jungen aufmerksam machte, wandte sich der Mann ihm zu und h?rte hinuntergebeugt seinen leisen Bericht an. Dann zog er seine Uhr und sah schnell nach K. hin. »Sie h?tten vor einer Stunde und f?nf Minuten erscheinen sollen«, sagte er. K. wollte etwas antworten, aber er hatte keine Zeit, denn kaum hatte der Mann ausgesprochen, erhob sich in der rechten Saalh?lfte ein allgemeines Murren. »Sie h?tten vor einer Stunde und f?nf Minuten erscheinen sollen«, wiederholte nun der Mann mit erhobener Stimme und sah nun auch schnell in den Saal hinunter. Sofort wurde auch das Murren st?rker und verlor sich, da der Mann nichts mehr sagte, nur allm?hlich. Es war jetzt im Saal viel stiller als bei K.s Eintritt. Nur die Leute auf der Galerie h?rten nicht auf, ihre Bemerkungen zu machen. Sie schienen, soweit man oben in dem Halbdunkel, Dunst und Staub etwas unterscheiden konnte, schlechter angezogen zu sein als die unten. Manche hatten Polster mitgebracht, die sie zwischen den Kopf und die Zimmerdecke gelegt hatten, um sich nicht wundzudr?cken.
K. hatte sich entschlossen, mehr zu beobachten als zu reden, infolgedessen verzichtete er auf die Verteidigung wegen seines angeblichen Zusp?tkommens und sagte blo?: »Mag ich zu sp?t gekommen sein, jetzt bin ich hier.« Ein Beifallklatschen, wieder aus der rechten Saalh?lfte, folgte. Leicht zu gewinnende Leute, dachte K. und war nur gest?rt durch die Stille in der linken Saalh?lfte, die gerade hinter ihm lag und aus der sich nur ganz vereinzeltes H?ndeklatschen erhoben hatte. Er dachte nach, was er sagen k?nnte, um alle auf einmal oder, wenn das nicht m?glich sein sollte, wenigstens zeitweilig auch die anderen zu gewinnen.
»Ja«, sagte der Mann, »aber ich bin nicht mehr verpflichtet, Sie jetzt zu verh?ren« – wieder das Murren, diesmal aber mi?verst?ndlich, denn der Mann fuhr, indem er den Leuten mit der Hand abwinkte, fort, – »ich will es jedoch ausnahmsweise heute noch tun. Eine solche Versp?tung darf sich aber nicht mehr wiederholen. Und nun treten Sie vor!« Irgend jemand sprang vom Podium hinunter, so da? f?r K. ein Platz frei wurde, auf den er hinaufstieg. Er stand eng an den Tisch gedr?ckt, das Gedr?nge hinter ihm war so gro?, da? er ihm Widerstand leisten mu?te, wollte er nicht den Tisch des Untersuchungsrichters und vielleicht auch diesen selbst vom Podium hinuntersto?en. Der Untersuchungsrichter k?mmerte sich aber nicht darum, sondern sa? recht bequem auf seinem Sessel und griff, nachdem er dem Mann hinter ihm ein abschlie?endes Wort gesagt hatte, nach einem kleinen Anmerkungsbuch, dem einzigen Gegenstand auf seinem Tisch. Es war schulheftartig, alt, durch vieles Bl?ttern ganz aus der Form gebracht. »Also«, sagte der Untersuchungsrichter, bl?tterte in dem Heft und wandte sich im Tone einer Feststellung an K., »Sie sind Zimmermaler?« »Nein«, sagte K., »sondern erster Prokurist einer gro?en Bank.« Dieser Antwort folgte bei der rechten Partei unten ein Gel?chter, das so herzlich war, da? K. mitlachen mu?te. Die Leute st?tzten sich mit den H?nden auf ihre Knie und sch?ttelten sich wie unter schweren Hustenanf?llen. Es lachten sogar einzelne auf der Galerie. Der ganz b?se gewordene Untersuchungsrichter, der wahrscheinlich gegen die Leute unten machtlos war, suchte sich an der Galerie zu entsch?digen, sprang auf, drohte der Galerie, und seine sonst wenig auffallenden Augenbrauen dr?ngten sich buschig, schwarz und gro? ?ber seinen Augen.
Die linke Saalh?lfte war aber noch immer still, die Leute standen dort in Reihen, hatten ihre Gesichter dem Podium zugewendet und h?rten den Worten, die oben gewechselt wurden, ebenso ruhig zu wie dem L?rm der anderen Partei, sie duldeten sogar, da? einzelne aus ihren Reihen mit der anderen Partei hie und da gemeinsam vorgingen.
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Er hatte gedacht, das Haus schon von der Ferne an irgendeinem Zeichen, das er sich selbst nicht genau vorgestellt hatte, oder an einer besonderen Bewegung vor dem Eingang schon von weitem zu erkennen. Aber die Juliusstra?e, in der es sein sollte und an deren Beginn K. einen Augenblick lang stehenblieb, enthielt auf beiden Seiten fast ganz einf?rmige H?user, hohe, graue, von armen Leuten bewohnte Mieth?user. Jetzt, am Sonntagmorgen, waren die meisten Fenster besetzt, M?nner in Hemd?rmeln lehnten dort und rauchten oder hielten kleine Kinder vorsichtig und z?rtlich an den Fensterrand. Andere Fenster waren hoch mit Bettzeug angef?llt, ?ber dem fl?chtig der zerraufte Kopf einer Frau erschien. Man rief einander ?ber die Gasse zu, ein solcher Zuruf bewirkte gerade ?ber K. ein gro?es Gel?chter. Regelm??ig verteilt befanden sich in der langen Stra?e kleine, unter dem Stra?enniveau liegende, durch ein paar Treppen erreichbare L?den mit verschiedenen Lebensmitteln. Dort gingen Frauen aus und ein oder standen auf den Stufen und plauderten. Ein Obsth?ndler, der seine Waren zu den Fenstern hinauf empfahl, h?tte, ebenso unaufmerksam wie K., mit seinem Karren diesen fast niedergeworfen. Eben begann ein in besseren Stadtvierteln ausgedientes Grammophon m?rderisch zu spielen.
K. ging tiefer in die Gasse hinein, langsam, als h?tte er nun schon Zeit oder als s?he ihn der Untersuchungsrichter aus irgendeinem Fenster und wisse also, da? sich K. eingefunden habe. Es war kurz nach neun. Das Haus lag ziemlich weit, es war fast ungew?hnlich ausgedehnt, besonders die Toreinfahrt war hoch und weit. Sie war offenbar f?r Lastfuhren bestimmt, die zu den verschiedenen Warenmagazinen geh?rten, die jetzt versperrt den gro?en Hof umgaben und Aufschriften von Firmen trugen, von denen K. einige aus dem Bankgesch?ft kannte. Gegen seine sonstige Gewohnheit sich mit allen diesen ?u?erlichkeiten genauer befassend, blieb er auch ein wenig am Eingang des Hofes stehen. In seiner N?he auf einer Kiste sa? ein blo?f??iger Mann und las eine Zeitung. Auf einem Handkarren schaukelten zwei Jungen. Vor einer Pumpe stand ein schwaches, junges M?dchen in einer Nachtjoppe und blickte, w?hrend das Wasser in ihre Kanne str?mte, auf K. hin. In einer Ecke des Hofes wurde zwischen zwei Fenstern ein Strick gespannt, auf dem die zum Trocknen bestimmte W?sche schon hing. Ein Mann stand unten und leitete die Arbeit durch ein paar Zurufe.
K. wandte sich der Treppe zu, um zum Untersuchungszimmer zu kommen, stand dann aber wieder still, denn au?er dieser Treppe sah er im Hof noch drei verschiedene Treppenaufg?nge und ?berdies schien ein kleiner Durchgang am Ende des Hofes noch in einen zweiten Hof zu f?hren. Er ?rgerte sich, da? man ihm die Lage des Zimmers nicht n?her bezeichnet hatte, es war doch eine sonderbare Nachl?ssigkeit oder Gleichg?ltigkeit, mit der man ihn behandelte, er beabsichtigte, das sehr laut und deutlich festzustellen. Schlie?lich stieg er doch die Treppe hinauf und spielte in Gedanken mit einer Erinnerung an den Ausspruch des W?chters Willem, da? das Gericht von der Schuld angezogen werde, woraus eigentlich folgte, da? das Untersuchungszimmer an der Treppe liegen mu?te, die K. zuf?llig w?hlte.
Er st?rte im Hinaufgehen viele Kinder, die auf der Treppe spielten und ihn, wenn er durch ihre Reihe schritt, b?se ansahen. »Wenn ich n?chstens wieder hergehen sollte«, sagte er sich, »mu? ich entweder Zuckerwerk mitnehmen, um sie zu gewinnen, oder den Stock, um sie zu pr?geln.« Knapp vor dem ersten Stockwerk mu?te er sogar ein Weilchen warten, bis eine Spielkugel ihren Weg vollendet hatte, zwei kleine Jungen mit den verzwickten Gesichtern erwachsener Strolche hielten ihn indessen an den Beinkleidern; h?tte er sie absch?tteln wollen, h?tte er ihnen wehtun m?ssen, und er f?rchtete ihr Geschrei.
Im ersten Stockwerk begann die eigentliche Suche. Da er doch nicht nach der Untersuchungskommission fragen konnte, erfand er einen Tischler Lanz – der Name fiel ihm ein, weil der Hauptmann, der Neffe der Frau Grubach, so hie? – und wollte nun in allen Wohnungen nachfragen, ob hier ein Tischler Lanz wohne, um so die M?glichkeit zu bekommen, in die Zimmer hineinzusehen. Es zeigte sich aber, da? das meistens ohne weiteres m?glich war, denn fast alle T?ren standen offen und die Kinder liefen ein und aus. Es waren in der Regel kleine, einfenstrige Zimmer, in denen auch gekocht wurde. Manche Frauen hielten S?uglinge im Arm und arbeiteten mit der freien Hand auf dem Herd. Halbw?chsige, scheinbar nur mit Sch?rzen bekleidete M?dchen liefen am flei?igsten hin und her. In allen Zimmern standen die Betten noch in Ben?tzung, es lagen dort Kranke oder noch Schlafende oder Leute, die sich dort in Kleidern streckten. An den Wohnungen, deren T?ren geschlossen waren, klopfte K. an und fragte, ob hier ein Tischler Lanz wohne. Meistens ?ffnete eine Frau, h?rte die Frage an und wandte sich ins Zimmer zu jemandem, der sich aus dem Bett erhob. »Der Herr fragt, ob ein Tischler Lanz hier wohnt.« »Tischler Lanz?« fragte der aus dem Bett. »Ja«, sagte K., obwohl sich hier die Untersuchungskommission zweifellos nicht befand und daher seine Aufgabe beendet war. Viele glaubten, es liege K. sehr viel daran, den Tischler Lanz zu finden, dachten lange nach, nannten seine Tischler, der aber nicht Lanz hie?, oder einen Namen, der mit Lanz eine ganz entfernte ?hnlichkeit hatte, oder sie fragten bei Nachbarn oder begleiteten K. zu einer weit entfernten T?r, wo ihrer Meinung nach ein derartiger Mann m?glicherweise in Aftermiete wohne oder wo jemand sei, der bessere Auskunft als sie selbst geben k?nne. Schlie?lich mu?te K. kaum mehr selbst fragen, sondern wurde auf diese Weise durch die Stockwerke gezogen. Er bedauerte seinen Plan, der ihm zuerst so praktisch erschienen war. Vor dem f?nften Stockwerk entschlo? er sich, die Suche aufzugeben, verabschiedete sich von einem freundlichen, jungen Arbeiter, der ihn weiter hinauff?hren wollte, und ging hinunter. Dann aber ?rgerte ihn wieder das Nutzlose dieser ganzen Unternehmung, er ging nochmals zur?ck und klopfte an die erste T?r des f?nften Stockwerkes. Das erste, was er in dem kleinen Zimmer sah, war eine gro?e Wanduhr, die schon zehn Uhr zeigte. »Wohnt ein Tischler Lanz hier?« fragte er. »Bitte«, sagte eine junge Frau mit schwarzen, leuchtenden Augen, die gerade in einem K?bel Kinderw?sche wusch, und zeigte mit der nassen Hand auf die offene T?r des Nebenzimmers.
K. glaubte in eine Versammlung einzutreten. Ein Gedr?nge der verschiedensten Leute – niemand k?mmerte sich um den Eintretenden – f?llte ein mittelgro?es, zweifenstriges Zimmer, das knapp an der Decke von einer Galerie umgeben war, die gleichfalls vollst?ndig besetzt war und wo die Leute nur geb?ckt stehen konnten und mit Kopf und R?cken an die Decke stie?en. K., dem die Luft zu dumpf war, trat wieder hinaus und sagte zu der jungen Frau, die ihn wahrscheinlich falsch verstanden hatte: »Ich habe nach einem Tischler, einem gewissen Lanz, gefragt?« »Ja«, sagte die Frau, »gehen Sie, bitte, hinein.« K. h?tte ihr vielleicht nicht gefolgt, wenn die Frau nicht auf ihn zugegangen w?re, die T?rklinke ergriffen und gesagt h?tte: »Nach Ihnen mu? ich schlie?en, es darf niemand mehr hinein.« »Sehr vern?nftig«, sagte K., »es ist aber jetzt schon zu voll.« Dann ging er aber doch wieder hinein.
Zwischen zwei M?nnern hindurch, die sich unmittelbar bei der T?r unterhielten – der eine machte mit beiden, weit vorgestreckten H?nden die Bewegung des Geldaufz?hlens, der andere sah ihm scharf in die Augen –, fa?te eine Hand nach K. Es war ein kleiner, rotb?ckiger Junge. »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte er. K. lie? sich von ihm f?hren, es zeigte sich, da? in dem durcheinanderwimmelnden Gedr?nge doch ein schmaler Weg frei war, der m?glicherweise zwei Parteien schied; daf?r sprach auch, da? K. in den ersten Reihen rechts und links kaum ein ihm zugewendetes Gesicht sah, sondern nur die R?cken von Leuten, welche ihre Reden und Bewegungen nur an Leute ihrer Partei richteten. Die meisten waren schwarz angezogen, in alten, lang und lose hinunterh?ngenden Feiertagsr?cken. Nur diese Kleidung beirrte K., sonst h?tte er das Ganze f?r eine politische Bezirksversammlung angesehen.
Am anderen Ende des Saales, zu dem K. gef?hrt wurde, stand auf einem sehr niedrigen, gleichfalls ?berf?llten Podium ein kleiner Tisch, der Quere nach aufgestellt, und hinter ihm, nahe am Rand des Podiums, sa? ein kleiner, dicker, schnaufender Mann, der sich gerade mit einem hinter ihm Stehenden – dieser hatte den Ellbogen auf die Sessellehne gest?tzt und die Beine gekreuzt – unter gro?em Gel?chter unterhielt. Manchmal warf er den Arm in die Luft, als karikiere er jemanden. Der Junge, der K. f?hrte, hatte M?he, seine Meldung vorzubringen. Zweimal hatte er schon, auf den Fu?spitzen stehend, etwas auszurichten versucht, ohne von dem Mann oben beachtet worden zu sein. Erst als einer der Leute oben auf dem Podium auf den Jungen aufmerksam machte, wandte sich der Mann ihm zu und h?rte hinuntergebeugt seinen leisen Bericht an. Dann zog er seine Uhr und sah schnell nach K. hin. »Sie h?tten vor einer Stunde und f?nf Minuten erscheinen sollen«, sagte er. K. wollte etwas antworten, aber er hatte keine Zeit, denn kaum hatte der Mann ausgesprochen, erhob sich in der rechten Saalh?lfte ein allgemeines Murren. »Sie h?tten vor einer Stunde und f?nf Minuten erscheinen sollen«, wiederholte nun der Mann mit erhobener Stimme und sah nun auch schnell in den Saal hinunter. Sofort wurde auch das Murren st?rker und verlor sich, da der Mann nichts mehr sagte, nur allm?hlich. Es war jetzt im Saal viel stiller als bei K.s Eintritt. Nur die Leute auf der Galerie h?rten nicht auf, ihre Bemerkungen zu machen. Sie schienen, soweit man oben in dem Halbdunkel, Dunst und Staub etwas unterscheiden konnte, schlechter angezogen zu sein als die unten. Manche hatten Polster mitgebracht, die sie zwischen den Kopf und die Zimmerdecke gelegt hatten, um sich nicht wundzudr?cken.
K. hatte sich entschlossen, mehr zu beobachten als zu reden, infolgedessen verzichtete er auf die Verteidigung wegen seines angeblichen Zusp?tkommens und sagte blo?: »Mag ich zu sp?t gekommen sein, jetzt bin ich hier.« Ein Beifallklatschen, wieder aus der rechten Saalh?lfte, folgte. Leicht zu gewinnende Leute, dachte K. und war nur gest?rt durch die Stille in der linken Saalh?lfte, die gerade hinter ihm lag und aus der sich nur ganz vereinzeltes H?ndeklatschen erhoben hatte. Er dachte nach, was er sagen k?nnte, um alle auf einmal oder, wenn das nicht m?glich sein sollte, wenigstens zeitweilig auch die anderen zu gewinnen.
»Ja«, sagte der Mann, »aber ich bin nicht mehr verpflichtet, Sie jetzt zu verh?ren« – wieder das Murren, diesmal aber mi?verst?ndlich, denn der Mann fuhr, indem er den Leuten mit der Hand abwinkte, fort, – »ich will es jedoch ausnahmsweise heute noch tun. Eine solche Versp?tung darf sich aber nicht mehr wiederholen. Und nun treten Sie vor!« Irgend jemand sprang vom Podium hinunter, so da? f?r K. ein Platz frei wurde, auf den er hinaufstieg. Er stand eng an den Tisch gedr?ckt, das Gedr?nge hinter ihm war so gro?, da? er ihm Widerstand leisten mu?te, wollte er nicht den Tisch des Untersuchungsrichters und vielleicht auch diesen selbst vom Podium hinuntersto?en. Der Untersuchungsrichter k?mmerte sich aber nicht darum, sondern sa? recht bequem auf seinem Sessel und griff, nachdem er dem Mann hinter ihm ein abschlie?endes Wort gesagt hatte, nach einem kleinen Anmerkungsbuch, dem einzigen Gegenstand auf seinem Tisch. Es war schulheftartig, alt, durch vieles Bl?ttern ganz aus der Form gebracht. »Also«, sagte der Untersuchungsrichter, bl?tterte in dem Heft und wandte sich im Tone einer Feststellung an K., »Sie sind Zimmermaler?« »Nein«, sagte K., »sondern erster Prokurist einer gro?en Bank.« Dieser Antwort folgte bei der rechten Partei unten ein Gel?chter, das so herzlich war, da? K. mitlachen mu?te. Die Leute st?tzten sich mit den H?nden auf ihre Knie und sch?ttelten sich wie unter schweren Hustenanf?llen. Es lachten sogar einzelne auf der Galerie. Der ganz b?se gewordene Untersuchungsrichter, der wahrscheinlich gegen die Leute unten machtlos war, suchte sich an der Galerie zu entsch?digen, sprang auf, drohte der Galerie, und seine sonst wenig auffallenden Augenbrauen dr?ngten sich buschig, schwarz und gro? ?ber seinen Augen.
Die linke Saalh?lfte war aber noch immer still, die Leute standen dort in Reihen, hatten ihre Gesichter dem Podium zugewendet und h?rten den Worten, die oben gewechselt wurden, ebenso ruhig zu wie dem L?rm der anderen Partei, sie duldeten sogar, da? einzelne aus ihren Reihen mit der anderen Partei hie und da gemeinsam vorgingen.
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